Schweizer Weltraumbranche will Spitzenstellung stärken
Die Weltraumbranche spricht von einer „Revolution im All“: Die zunehmende Wiederverwertung von Raketen verbilligt Starts massiv und erhöht die Zahl der Komponenten, die ins All gebracht werden können. Gleichzeitig treten immer mehr private Akteure in einen Markt ein, der lange durch Behörden wie die amerikanische NASA und die europäische ESA dominiert worden sind.
„In diesem Markt gibt es Chancen, die es vorher nicht gegeben hat“, sagte Thomas Zurbuchen, ehemaliger wissenschaftlicher Direktor der NASA und seit 2023 Leiter von ETH Zurich Space, bei der Halbjahresversammlung der Swiss Space Industries Group (Swissmem SSIG) in Bern. Es gebe viele neue Akteure im Markt. Dank günstigerer Starts können neue Anwendungen ins All gebracht werden. Produkte für den Weltraum werden zunehmend standardisiert.
Die Schweiz sei schon heute unter den wichtigsten Standorten für Weltraumtechnologien weltweit, sagt Zurbuchen. Wolle sie weiter vorn dabei sein, brauche es vor allem eines: Geschwindigkeit.
Die Industrie benötigt angesichts der Revolution im All Fachleute mit der Kompetenz, ganze Systeme zu bauen. Die ETH startet deshalb im Herbst mit dem Masterstudiengang Space-Systems. Die ersten 35 Studierenden sind nun zugelassen worden.
Organisationen wie die ESA bleiben dabei für die Branche wichtig. David Blum vom Swiss Space Office im Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, ging auf die zweite Runde der Scout-Missionen der ESA ein. Dabei werden Projekte der Erdbeobachtung über drei Jahre mit bis zu 35 Millionen Euro gefördert; die Ausschreibungen für die zweite Runde laufen nun an.
Oberst im Generalstab Ludovic Monnerat, Chef der Weltraumeinheit im Departement für Verteidigung, Bevölkerung und Sport, verwies darauf, dass die Nutzung des Weltraumes sowohl für zivile als auch militärische Anwendungen immer wichtiger werde. Die Entwicklung operationeller Fähigkeiten im Weltraumbereich sei daher Teil der Weiterentwicklung der Armee. Kompetenzen für die Erstellung eines Lagebildes, die Nachrichtenbeschaffung, die Führungsunterstützung und die Präzisionsnavigation müssten auch in der Schweiz aufgebaut werden, damit aktive und passive Massnahmen zur Verteidigung ergriffen werden könnten - namentlich in Krisenzeiten. Erste Fähigkeiten etwa zur Beobachtung von Satelliten im All seien bereits mit Schweizer Unternehmen entwickelt worden.
Didier Manzoni ist zuversichtlich für die Branche. „Wir haben in der Schweiz fast alles, um im Weltall erfolgreich zu sein“, sagte der SSIG-Präsident und stellvertretende CEO von APCO Technologies. Die SSIG will das künftig auch stärker nach aussen sichtbar machen. ce/stk