Forschende klären Ursache für Smog in Neu-Delhi
Forschende des Paul Scherrer Instituts (PSI) haben mit indischen Spitzenforscherinnen und -forschern in einer grossangelegten Studie geklärt, dass in Neu-Delhi die Feinstaubbelastung der Luft aus zwei Gründen nachts ansteigt: Zum einen verbrennen im Ganges-Tal rund 400 Millionen Menschen täglich Holz, aber auch Plastik und andere Abfälle zum Kochen und Heizen. Die dadurch entstehenden Dämpfe sind der Auslöser für die hohen Feinstaubwerte.
Zum anderen sinkt laut einer Medienmitteilung des PSI in Neu-Delhi die Lufttemperatur nach Sonnenuntergang besonders schnell. Das lässt einige der unzähligen Gasmoleküle kondensieren. Innerhalb weniger Stunden ballen sie sich zu Partikeln von bis zu 200 Nanometern zusammen, die als grauer Dunst wahrgenommen werden können.
„Die chemischen Prozesse, die nachts in der Luft ablaufen, sind einzigartig in der indischen Hauptstadt und wurden bisher nirgendwo sonst auf der Welt beobachtet“, wird Imad El-Haddad, Atmosphärentechniker am PSI und einer der Studienautoren, zitiert. „Wir haben zum ersten Mal gezeigt, dass halbflüchtige Gase nachts solche Partikel bilden können und zur Dunstbildung beitragen.“
Im Winter steigt die Feinstaubbelastung in der indischen Hauptstadt den Angaben zufolge nachts auf mehr als 500 Mikrogramm Partikel pro Kubikmeter Luft. Zum Vergleich: In Zürich steigt sie tagsüber auf ihren Höchstwert von 10 Mikrogramm.
Bis zur Veröffentlichung der Studie am 10. März wurden die Messergebnisse vier Jahre lang analysiert. Derzeit findet ein Jahr lang eine weitere umfangreiche Messkampagne an zehn Standorten statt. Doch sei es bis zur Verbesserung der Luftqualität noch ein langer Weg, so El Haddad, „denn das setzt soziale Veränderungen und ein allgemeines öffentliches Bewusstsein voraus“. mm