SNB-Leitzins ersetzt Libor
Die Schweizerische Nationalbank löst sich bei der Kommunikation ihrer Geldpolitik vom Libor (London Inter-bank Offered Rate), wie sie am Donnerstag mitgeteilt hat. Der von Banken in London festgelegte Zinssatz für ihr Geschäft untereinander wurde international als Massstab für Zinsgeschäfte eingesetzt. Die britische Regierung will den Libor allerdings nach 2021 nicht mehr durchsetzen. Hintergrund ist ein 2012 bekanntgewordener Skandal, bei dem in London tätige Banken den Libor manipuliert haben.
Die Nationalbank hat sich in ihrer jeweils dreijährigen Prognose der Inflation auf den Libor abgestützt und ihre Geldpolitik entsprechend auf der Basis eines Zielbandes des Dreimonats-Libors kommuniziert. Da die aktuelle Inflationsprognose nun in das Jahr 2022 reicht, führt sie an der Stelle des Libors den SNB-Leitzins ein. „Die Einführung des SNB-Leitzinses stellt sicher, dass die neue Prognose für den gesamten Prognosezeitraum auf dem gleichen Zins beruht“, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan laut Redetext an der Medienkonferenz.
Die SNB stützt ihren Leitzins künftig auf dem Franken-Tagesgeldzinssatz Saron (Swiss Average Rate Overnight) ab. Dieser wurde vor zehn Jahren geschaffen und bildet tatsächliche Transaktionen und verbindliche Geschäfte am besicherten Geldmarkt ab, wie Andréa Maechler, Mitglied des SNB-Direktoriums, laut Redetext erläuterte. „Dieses Marktsegment ist liquider und breiter als der unbesicherte Geldmarkt, auf dem der Libor basiert.“ Da es sich beim Saron um einen Tagesgeldzinssatz handelt, hat die Nationale Arbeitsgruppe für Referenzzinssätze in Franken empfohlen, für die Zinszahlungen selbst, Durchschnittswerte zu verwenden. „Die Marktteilnehmer arbeiten zurzeit an der Implementierung dieser Empfehlung“, so Maechler.
Der neue SNB-Leitzins wird wie bisher das Zielband bei -0,75 Prozent liegen. stk