Coface-Expertin schätzt Potenzial eines EU-Schweiz-Abkommens
Die Länderrisikokonferenz des Kreditversicherers und Risikomanagers Coface in Zürich beleuchtete aktuelle Länder- und Branchenrisiken und setzte den Fokus auf die Beziehungen zwischen der Europäischen Union (EU) und der Schweiz. Coface-Chefvolkswirtin für die DACH- und BeNeLux-Region, Christiane von Berg, ging auf Studienergebnisse ein, die Effekte auf den Handel zwischen beiden Parteien im Rahmen unterschiedlicher Szenarien abschätzen. „Von einem neuen Abkommen profitierten beide Seiten“, schlussfolgert die Expertin.
Nach Aussage der Studie würde der Aussenhandel insgesamt bei einer Aktualisierung der bestehenden Bilateralen Abkommen mit den neuesten Regelungen des CETA-Abkommens, also dem Handelsabkommen der EU mit Kanada, um 10 Prozent zulegen. Andersherum würde dieser abnehmen in einem Szenario, in dem die Schweiz und die EU ohne Abkommen dastehen – entsprechend dem WTO-Drittstaaten-Status. Im hypothetischen Maximalszenario einer Schweizer EU-Mitgliedschaft würde der Handel um bis zu 25 Prozent ansteigen. Die sozialen und weiteren Kosten werden aber in dieser Studie vernachlässigt. Mit Blick auf die momentane Handelssituation ist die EU die wichtigste Partnerin der Schweiz; die Schweiz steht bei der EU auf Platz 4 bei den Warenausfuhren und auf Platz 6 bei Wareneinfuhren.
Generell wird die Schweiz im aktuellen Risiko-Barometer für Länder und Branchen für den Herbst/Winter 2023 als A2 mit geringem Risiko eingeschätzt. Im Rahmen der 162 analysierten Länder ist das Risiko nur in Norwegen „sehr gering“ (A1), das Gros der europäischen Staaten liegt bei A3. „Die entwickelten Volkswirtschaften in Europa zeigen keine gute Performance“, so Christiane von Berg. Das sei ein Hauptgrund dafür, dass das globale Wirtschaftswachstum gemäss Prognosen 2024 um 0,2 Prozentpunkte geringer ausfallen dürfte und bei 2,2 Prozent liegen sollte. Dabei gäbe die Entwicklung zum Beispiel in China und den USA als wichtige Handelspartner Grund zur Hoffnung.
Auch die Schweiz hat laut der Expertin bereits bessere Zahlen gesehen, dennoch werde eine gute Wachstumsdynamik beobachtet. Diese sei stärker als in Resteuropa, ähnlich derjenigen in den USA. Da der Welthandel wieder anziehe, könnte zum Beispiel auch der Luxus-Sektor davon profitieren. „Positiv ist auch, dass die Schweizer Inflation zeitweise die niedrigste war im Vergleich zu den 40 am weitesten entwickelten Volkswirtschaften der Welt“, so Christiane von Berg. ce/yvh