Trockene Luft gefährdet Wälder und Landwirtschaft
Die Luft in Europa ist in den vergangenen Jahrzehnten im Vergleich zur vorindustriellen Zeit deutlich trockener geworden. Zu diesem Schluss kommt eine von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) geleitete internationale Studie. Demnach war die Luft in Europa in den vergangenen 400 Jahren nie so trocken wie heute.
Im Rahmen ihrer Studie haben die Forschenden unter anderem Sauerstoffisotope in Jahrringen von Bäumen untersucht. Isotope sind unterschiedlich schwere Varianten eines Atoms, die über das Wasser aufgenommen werden und deren Anteil von Jahrring zu Jahrring schwankt. So können auch Informationen über die Lufttrockenheit in der Vergangenheit gewonnen werden.
Die Forschergruppe stellte Daten von Sauerstoffisotopen in Jahresringen aus ganz Europa zusammen, um Veränderungen im sogenannten Dampfdruckdefizit über 400 Jahre hinweg zu rekonstruieren. Dampfdruckdefizit ist eine physikalische Grösse, welche den Unterschied zwischen dem tatsächlichen und dem maximal möglichen Wassergehalt der Luft beschreibt, damit also den „Wasserdurst“ der Luft bestimmt.
Die heutigen Dampfdruckdefizit-Werte hätten laut WSL nicht ohne Treibhausgasemissionen erreicht werden können. Der Einfluss des Menschen sei also offensichtlich.
Trockene Luft zieht vermehrt Wasser aus Böden und Pflanzen, wodurch sich deren Wachstum reduziert. Ausserdem wird so die Waldbrandgefahr erhöht. In der Landwirtschaft führt trockenere Luft laut WSL zu mehr Bedarf für Bewässerung und weniger Erträgen. ce/ssp